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"Ein Segen für die Stadt": Martinushaus feiert Jubiläum

Aschaffenburg (POW) „Dass es dieses Haus gibt, war der Wunsch der Menschen vor Ort, und es ist bis heute ein Forum für den ganzen Untermain, eine Drehscheibe für die Kirche in dieser Region.“ Das hat Bischof Dr. Franz Jung bei der Vesper anlässlich des 50. Jubiläums des Martinushauses am Freitag, 11. November, betont. Rund 200 Menschen waren zusammengekommen, um den Geburtstag dieses kirchlichen Dienstleistungszentrums im Herzen der Stadt Aschaffenburg mitzufeiern. Es war auf den Tag genau vor 50 Jahren von Bischof Josef Stangl eingeweiht worden. 

Die Feier begann mit einem kleinen Martinszug. Der startete am Haupteingang des Gebäudes, das für diesen Abend mit bunten Lichtern und einem Film mit aktuellen und historischen Bildern illuminiert war. Einige Kinder zogen gemeinsam mit vielen Erwachsenen und mit bunten Laternen zu den Klängen des Martinsliedes, intoniert von der Jugendkapelle Obernau-Gailbach, die etwa 100 Meter hinunter zur Sankt-Agatha-Kirche. Dort begann die feierliche Chorvesper, die musikalisch vom Jugendchor der Aschaffenburger Stiftschorknaben und -mädchen unter der Leitung der Stifts- und Stadtkantorin Caroline Roth gestaltet wurde.


Bischof Jung hielt gemeinsam mit Rektorin Dr. Ursula Silber eine Dialogpredigt, die ganz auf den Namenspatron des Hauses ausgerichtet war. Der Bischof betonte mit dem Verweis auf die Legende von der Mantelteilung sein Anliegen, dass Caritas und Pastoral, Seelsorge und Dienst am Nächsten immer Hand in Hand gehen müssen. Silber bestätigte, dass diese Haltung im Martinushaus gelebt werde, schon alleine weil eine Einrichtung mitten in der Stadt und in Bahnhofsnähe automatisch mit den Nöten der Menschen in Berührung kommt. „Uns geht es hier immer darum, die Menschen zu sehen wie sie sind, nicht nur ihre Defizite, sondern vor allem ihre Potenziale“, sagte die Theologin.


Bischof Jung ging mit Zitaten aus der Martinus-Biografie des Sulpicius Severus auf weitere Aspekte des Heiligen ein, der in Aschaffenburg auch Stadtpatron ist. Martin wird da als Mensch geschildert, der mit Autorität gegen die Götzen seiner Zeit kämpfte, vom Mönchtum fasziniert war und sich nicht den Herrschenden andiente. Der Heilige wird bei Severus auch als ein Lehrer des Gebets und der Kontemplation geschildert, ein Aspekt, der auch Bischof Jung sehr wichtig ist. „Ich sehe mich in diesem Anliegen bestärkt durch den Mönch Martinus.“ Gebet und Arbeit dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden, im Gegenteil: „Für Martinus gehört beides zusammen und vertieft sich miteinander.“


Silber schlug zu den Gedanken des Bischofs jeweils eine Brücke zur konkreten Arbeit im Martinushaus. „Wir haben hier mit unseren Angeboten keine fertigen Antworten auf die großen Fragen unserer Zeit, aber schon alleine die richtigen Fragen zu stellen ist wichtig“, zitierte sie den ersten Rektor des Hauses, Pallottinerpater Josef Danko. In der Vita des Martinus wird davon berichtet, dass sich der Teufel als Christus ausgibt und der Heilige ihn entlarvt, weil der Versucher keine Wundmale hat. Silber griff diesen Aspekt auf und stellte die Frage, woran die Menschen heute Christus erkennen können. „Das Lehramt der Opfer kann dabei eine Hilfe sein“, sagte die Theologin und benutzte damit einen Begriff aus dem aktuellen synodalen Dialogprozess, der die Missbrauchsopfer stärker in den Blick nehmen will.


Auch auf die prophetischen Stimmen der Menschen, die aus der Institution Kirche austreten, und auf die, die innerhalb der Kirche eine Umkehr fordern, müsse man hören, erklärte Silber weiter. Das Martinushaus habe mit Veranstaltungen wie der Weihnachtsfeier für Bedürftige auch einen festen Platz im sozialen Gefüge der Region und sei eine Institution, die gute Beziehungen zu den kommunalen Institutionen pflege, ohne sich vereinnahmen zu lassen. Darauf wolle man auch in Zukunft bauen. „Wir leben hier im Haus in der Gegenwart Gottes, mit allem was wir tun“, sagte Silber. Bischof Jung schloss die Predigt mit dem Verweis auf die Herausforderungen in der Transformation der Kirche: „Das Beispiel des heiligen Martinus helfe uns, beherzt auszuschreiten in der Zuversicht, dass der Herr bei uns ist und wir uns deshalb nicht zu fürchten brauchen“.


Im Anschluss an den Gottesdienst trafen sich die Festgäste zu einem Empfang im Foyer des Hauses. Ordinariatsrätin Dr. Christine Schrappe, Leiterin der Hauptabteilung Bildung und Kultur des Bistums Würzburg, ging in ihrem Grußwort auf die wichtige Rolle der unterschiedlichen Dienstleistungen des Martinushauses für den Zusammenhalt der Gesellschaft ein – von der Bildung über die Beratung bis zur Freizeitgestaltung. An die hauptamtlichen Mitarbeiter(innen) des Hauses gewandt, sagte sie: „Ihr macht das Haus zu einem Ort der Gastlichkeit.“ Dafür sei auch die gute Hausgemeinschaft verantwortlich.

Schrappe dankte für das Engagement der Hausleiterin Anje Elsesser, die seit knapp einem Jahr für Personal und Geschäftsführung des Hauses zuständig ist, und Silber, die neben ihren Aufgaben in der Bildungsarbeit als Rektorin für inhaltliche Leitungsaufgaben zuständig ist. Für die Zukunft der Kirche hält Schrappe solche multifunktionalen Orte wie das Martinushaus für wichtig. Mit Blick auf eine aktuelle Umfrage der ARD zu Orten der Gemeinschaftsbildung bedauerte sie, dass da die Kirchen auf dem letzten Platz liegen. „Orte wie hier sind Kirche – das müssen wir verstärken.“


Dorothea Weitz, Vorsitzende der Mitarbeitervertretung (MAV), gratulierte den Kolleg(inn)en zum Jubiläum. Im Martinushaus arbeiten aktuell rund 100 Menschen hauptamtlich. Weitz betonte, dass es in so einer großen Dienstgemeinschaft besonders wichtig sei, neben der Offenheit in die Stadtgesellschaft hinein auch einen Fokus auf die Zusammenarbeit nach innen zu legen: „Gemeinsame Gottesdienste, Feiern, Gespräche und das gegenseitige Vertrauen fördern diese interne Gemeinschaft und geben Halt, gerade in Zeiten des Umbruchs und der Veränderung.“ Der Rektorin Silber überreichte Weitz stellvertretend für alle Kolleginnen eine Martinslaterne mit dem Mann im Mond und der Aufforderung, dass dieses Haus ein Ort zum Experimentieren, Diskutieren, Lernen, Beten, Singen, Tanzen, Lachen und Träumen bleibt. Aschaffenburgs Oberbürgermeister Jürgen Herzing erinnerte sich daran, wie er als Jugendlicher selber regelmäßiger Besucher des damaligen Freizeitheims im Keller des Gebäudes war. Aktuell sei nach seinen Worten die gute Zusammenarbeit des Hauses bei den verschiedenen Themen zu betonen, mit denen sich auch die Stadt beschäftigt, von der Auseinandersetzung mit der Erinnerungskultur bis zum Klimathema. Herzing fasste alles Gesagte in einem Satz zusammen: „Das Martinushaus ist ein Segen für die Stadt Aschaffenburg.“


Tag der offenen Tür am 12. November


Am folgenden Tag, Samstag, 12. November, präsentierte das Haus bei einem Tag der offenen Tür seine bunte Vielfalt. Die Besucher wurden bereits im Foyer vom heiligen Martin empfangen, der von KAB-Referent Joachim Schmitt gespielt wurde. Bei ihm konnte man Probleme ansprechen und erhielt Tipps und zum Teil auch die direkte Vermittlung zu Stellen im Martinushaus, die einem weiterhelfen können. Andere Seelsorge- und Caritasstellen des Hauses luden zu Impulsreferaten und Austausch ein. Die Familienseelsorge organisierte mit „Sankt Martin auf der Spur“ einen Escape-Room, bei dem man gemeinsam ein Rätsel lösen musste. Die Caritas-Kleiderkammer hatte in der benachbarten Sankt-Agatha-Kirche eine Kleidertauschbörse aufgebaut, und in der Jugendbildungseinrichtung „Katakombe“ konnte man beim Repair-Café defekte Geräte vorbeibringen und fand schnelle Hilfe bei der Reparatur. Für Kinder und Jugendliche gab es ein Abseilangebot von der Dachterrasse in den Innenhof des Martinshauses und die Erwachsenenbildung war unter anderem mit einem Kalligraphie- und einem Kräuter- und Heilkundeworkshop vertreten.


Sehen und hören lassen konnte sich auch das Bühnenprogramm im großen Saal. Der Tanzsport-Club Schwarz-Weiß begeisterte mit den Vorführungen seiner Kinder- und Jugendgruppen und die Jugendkapelle Obernau-Gailbach unterhielt die Besucher mit flotter Blasmusik. Der Aschaffenburger Capoeira-Verein gab eine Kostprobe dieser aus Brasilien stammenden Mischung aus Kampf und Tanz im Foyer des Hauses, bevor dann die Stadtgarde Aschaffenburg mit dem diesjährigen Prinzenpaar und einigen Tanzvorführungen einzog. Richtig fetzig wurde es dann noch bei den Breakdance-Vorführungen der Aschaffenburger Breakdancegruppe „Soul 4 Streets‘“. Hier hielt es auch den heiligen Martin nicht mehr zurück. Er gab auf der Bühne selbst eine kleine Breakdance-Einlage. Zum Ausklang des Tages gab die Babaloda Brass-Band ein Konzert im Saal. Die neun Musiker brachten die rund 100 Gäste noch mal ausgiebig zum Tanzen, Mitsingen und Mitspringen.


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