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Nachrichten

„Ich wollte etwas verändern!“

EnglbergGespräch – In ihrem Veränderungswillen waren sich Rita Süssmuth (81 Jahre) und Katharina Pritzl (21 Jahre) einig. Die eine startete erst sehr spät in die Politik und musste sich von der etablierten Männerwelt belächeln lassen. Die andere kandidierte mit dem Mindestalter für das Bürgermeisteramt in Alzenau. Beide zeigten auf dem dem Podium des EngelbergGesprächs, dass sie mit heißem Herzen für eine bessere Welt kämpfen und sich dabei (auch von Männern) nicht ausbremsen lassen.

Rita Süssmuth hatte es da nicht einfach und hat es doch allen gezeigt: Als Ministerin und Bundestagspräsidentin setzt sie sich für Gleichberechtigung, Integration und Frieden ein. Die gerne streitbare Vollblutpolitikerin wünschte auch auf dem Engelberg, dass Frauen sich zusammenschließen und sich einmischen: „Studien sind keine Mehrheiten,“ so Süssmuth, „erst die Durchsetzung von Rechtsansprüchen schafft neue Wirklichkeiten.“ Mit dem Wahlrecht für Frauen wurde nach Ansicht von Frau Süssmuth der Grundstein gelegt, dass auch andere wichtige Ansprüche von Frauen erstritten werden konnten. Aus der jüngeren Geschichte zählt sie dazu den Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz, der vor allem für Frauen eine Erweiterung ihrer persönlichen Lebensführung bedeutet. In die Zukunft hinein wünscht sie sich, dass Ansätze wie die Besetzung von Gremien und Verantwortlichkeiten im Reißverschlussverfahren (Männer und Frauen abwechselnd) noch mehr an Geltung gewinnen.

Gerade in diesem Punkt bot Katharina Pritzl einen ganz anderen Blick an. Sie erlebt die Gleichberechtigung von Frau und Mann weitgehend als verwirklicht. Bedeutsamer empfindet sie die unterschiedliche Behandlung von Arm und Reich, Inländer und Ausländer oder Alt und Jung. Diese Themen wollte Frau Pritzl nicht einfach den etablierten Politikern überlassen, sondern selbst mitgestalten. Sie bekräftigte ihre Haltung auch auf dem Podium des EngelbergGesprächs aus einem tiefen demokratischen Selbstverständnis heraus und forderte alle anwesenden Frauen wie Männer auf, sich einzumischen und für eine bessere Welt einzutreten. Das war auch ihre ganz persönliche Motivation, um sich im Jahr 2017 mit einer Kandidatur für das Bürgermeisteramt in Alzenau zu bewerben. Sie gewann knapp 25 % der Stimmen - aber nicht die Mehrheit.

An dieser Stelle markierte die BR-Modeartorin Joana Ortmann einen Knackpunkt: „Die Tatsache, dass heute auch Frauen alles sagen und für jedes Amt kandidieren können, bedeutet halt noch nicht, dass sie auch schon mit Mehrheiten ausgestattet werden.“ Die Clownin Dr. Gisela Mathiae griff derartige Einwürfe auf und machte als bodenständig lebenserfahrene „Adele Seibold“ immer wieder erkennbar, dass die besondere Perspektive von Frauen doch auch heute ihren eigenen Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung leistet. So rief sie auch den vielen anwesenden Frauen zu: „Engagiert euch!“ Bei der Frage „Was kann passieren, wenn man sich politisch engagiert?“, blieb allerdings so mancher Frau (und auch den wenigen anwesenden Männern) das Lachen im Halse stecken. Denn, so Adele Seibold weiter, „es könnte passieren, dass man gewählt wird!“ Das Team von Martinusforum, Caritas und KAB freute sich sehr, die 120 Besucher auf dem Engelberg mit starken Frauen und einer starken Botschaft in diesen Unruhezustand versetzt zu haben.